Nah am Theater
Michael von Bronk ist seit März 2023 der neue Vorsitzende des „Vereins der Freunde und Förderer des Staatstheaters Cottbus“ (kurz Theaterverein). Für das LAMPENFIEBER 8 # ○ Staatstheater Cottbus interviewte das Theater den neuen Vorsitzenden, wollte sich ein Bild von ihm machen und wissen, welchen Blick er auf das Theater hat. (mehr lesen)
Beschreiben Sie bitte Ihren Werdegang!
Ich denke, dass mein beruflicher Werdegang als eher etwas ungewöhnlich bezeichnet werden kann.
Nach meinem Bergbaustudium habe ich zwar zunächst im untertägigen Abbaubereich gearbeitet, mir wurde jedoch nach vier Jahren im Rahmen eines Führungsnachwuchs-
kräfteprogramms die Übernahme einer großen Ausbildung anvertraut.
Obwohl ich ja eine technische Ausrichtung hatte, war ich von diesem Zeitpunkt an, bis zu meinem Eintritt in den Ruhestand, ununterbrochen im Personalmanagement aktiv. Zunächst als Abteilungsleiter Personalentwicklung und Arbeitsmedizin bei der VEAG, danach als Personalprokurist bei Vattenfall Europe Mining & Generation und in den letzten 10 Jahren als Vorstand und Arbeitsdirektor bei Vattenfall und LEAG.
Neben meiner Tätigkeit als Führungskraft habe ich mich in mehreren Ehrenämtern engagiert. Dazu gehörte u.a. der Vorsitz des Vorstands der Wirtschaftsinitiative der Lausitz, der Vorstandsvorsitz des Dresdener Gesprächskreises für Wirtschaft und Wissenschaft oder die Tätigkeit als Senator bei Fraunhofer.
Welches Bild hatten Sie von der Lausitz, als Sie hierherkamen?
Bevor ich in die Lausitz kam, war mir diese bereits lange sehr gut bekannt, da meine Frau aus Calau stammt und ich darüber hinaus schon zu meiner Zeit in Berlin oft die Kraftwerke der Lausitz besucht hatte.
Ich hatte also schon ein sehr konkretes Bild von der Lausitz und meiner neuen Heimat.
Wenn ich meine ersten Eindrücke von der Lausitz mit einem Bild beschreiben sollte, dann wäre dieses Bild ein großer bunter Blumenstrauß, der viele prächtige Blüten hat, aber auch einige welke. Der Gesamteindruck bei der Betrachtung des Bildes, ist trotz der wenigen welken Blüten, ein angenehmer und guter.
Was reizt Sie am kulturellen und ehrenamtlichen Engagement?
Die Übernahme von Ehrenämtern gehört seit vielen Jahren zu meinem Leben.
In dieser Region bin ich skeptisch, aber fair aufgenommen worden, konnte viele gute Freunde und Wegbegleiter finden, durfte an oberster Stelle in großen Unternehmen Erfahrungen sammeln sowie Netzwerke bilden und ich fühle mich mit meiner Familie ausgesprochen wohl hier.
Wenn man so viel Glück hatte, halte ich es für fair, wenn man versucht, der Region durch ehrenamtliches Engagement etwas zurückzugeben.
Dieses spezielle Ehrenamt im Förderverein macht aber nicht nur Arbeit, sondern bereitet durch die kulturellen Genüsse, die wir hier erleben dürfen, darüber hinaus auch viel Freude.
Können Sie ein Bild beschreiben, das für Sie der Anlass war, sich mit dem Cottbuser Theater näher zu beschäftigen?
Das ist ein sehr klares und konkretes Bild. Ich sehe den damaligen Intendanten Martin Schüler vor dem Staatstheater Cottbus, der mich dort in Empfang nimmt, mir das Haus zeigt, hinter die Kulissen führt und die verschiedenen Sparten erklärt.
Ich gebe zu, dass eine solche exklusive Einführung schon etwas sehr Besonderes ist, die aber letztendlich dazu geführt hat, dass ich mich mit dieser Einrichtung nunmehr seit vielen Jahren sehr verbunden fühle.
Sie treten in sehr große Fußstapfen Ihres Vorgängers Jörg Rohde. Worin sehen Sie die größte Herausforderung für die Zukunft des Theatervereins?
Aus den Herausforderungen für die Zukunft des Theatervereins leiten sich für mich auch die neuen Ansätze ab.
Die demografische Entwicklung unseres Landes geht auch nicht an unserem Förderverein vorbei. Wir haben viele treue Mitglieder, die seit zwei Jahrzehnten und zum Teil noch länger dem Förderverein angehören. Das ist zunächst einmal sehr erfreulich, allerdings wächst damit auch unser Altersdurchschnitt seit Jahren.
Uns muss es gelingen, die treuen und langjährigen Mitglieder zu halten und jüngere Menschen für das Theater zu begeistern.
Das wird im digitalen Zeitalter, in dem mit wenigen Klicks nahezu alles aufgerufen werden kann, sicherlich nicht ganz einfach. Ich bin da trotzdem nicht mutlos, da eine Oper, ein Theaterstück, eine Ballettaufführung oder ein philharmonisches Konzert nicht nur ein kultureller Genuss sein kann, sondern in hektischen Zeiten auch wunderbar entschleunigen kann.
Dürften Sie sich etwas vom Theater oder von den Mitgliedern des Fördervereins wünschen …
Vom Theater würde ich mir wünschen, dass wir unsere vier Sparten langfristig auf hohem Niveau weiterbetreiben können und nicht vergessen, dass Aufführungen in erster Linie für die Besucher inszeniert werden sollten.
Von den Mitgliedern würde ich mir wünschen, dass jedes Mitglied aus dem Familien- oder Freundeskreis Kinder oder junge Erwachsene zu Aufführungen in unser schönes Staatstheater einlädt und somit dazu beiträgt, neue Theaterfreunde zu finden, die mittelfristig auch Interesse an unserem Förderverein entwickeln.
Das Interview führte Birgit Mache